Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

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funkyphil
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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von funkyphil »

Atlantik90 hat geschrieben: Sa 6. Apr 2024, 08:53 kämen dann an der Visko nur ca. 30,6 U/min an Drehzahlunterschied an
"nur" 30 U/min ist gut!

hab mir in frühen Jahren mal einen Viscoprüfstand für Muskelkraft gebaut um zumindest eine ausgelaufene Visco erkennen zu können.
wenn man da im kalten Zustand mit 1m Hebel und 90kg 2U/min geschafft hat, war das schon gut.

die Kräfte, die eine betriebswarme bzw irgendwann sperrende Visco bei 30U/min in die Triebsätze abgibt will ich mir nicht vorstellen!
genau deshalb starben früher, als die Syncros noch keine Liebhaberfahrzeuge waren, ja viele GLGs auf der Abfahrt nach langen Autobahnetappen...

lg phil
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Atlantik90
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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von Atlantik90 »

Du solltest vielleicht voll zitieren, denn im Satz danach steht schon, dass dann eine deutliche Sperrwirkung auftritt.
Die Visko ist dann nach kurzem wegen der Temperaturerhöhung im Hump und faktisch fast vollständig gesperrt. Ich brauch mir da nichts vorstellen, denn ich weis, wie das funktioniert. Und das "nur ca. 30,6 U/min" bezieht sich relativ auf die Drehzahl der Kardanwelle.
In der Realität und nicht in der Rechnung sieht es noch etwas anders aus, weil der immer auftretende Reifenschlupf da ganze mindernd beeinflusst.
Meine Rechnung mit den 4 mm Profilunterschied war bewusst deutlich gewählt, um den Einfluss aufzuzeigen.

Die Funktionsweise der Viskokupplung ist gerade auf Basis des T3-Syncro wissenschaftlich genauer untersucht durch Wolfgang Peschke in seiner Doktorarbeit 1989 "Die Wirkungsweise einer Visco-Kupplung und ihr Einfluß auf dieTraktion eines Allradfahrzeugs"

Für mich ergibt sich noch eine Frage bezüglich des Forums: Warum war der Thread einige Zeit gestern gesperrt?
Ich wünsche allen gute und störungsfreie Fahrt mit dem T3-Syncro.
Joachim
choice
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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von choice »

Atlantik90 hat geschrieben: Di 9. Apr 2024, 13:26

Für mich ergibt sich noch eine Frage bezüglich des Forums: Warum war der Thread einige Zeit gestern gesperrt?
Hi,

das kann ich inzwischen aufklären - scheinbar habe ich den thread irrtümlich gestern selber gesperrt. Hatte den letzten Beitrag gestern am Handy im Stehen im Zug mit tlw schlechter Verbindung geschrieben - möglicherweise habe ich da wirklich wo falsch gedrückt. Achim hat sich heute von den Mods bei mir gmeldet und danach den thread wieder frei gegeben. Sorry für die Verwirrung.

Ich hatte eh gleich gemerkt, dass da nix mehr ging, weil kaum hatte ich den letzten Beitrag abgeschickt, hatte ich gemerkt, dass ich Euch das falsche Foto geschickt hatte - es zeigt ja auch ein Vorderrad. Beschrieben hatte ich aber den Status vom rechten Hinterrad - dort ist die Abweichung vielleicht sogar noch kleiner als 15Grad nach ca 20 Abrollungen über 40m. Hier jetzt das richtige Foto.
IMG_20240408_1147162.jpg.a43af1a9977d7f8e67747e29084bd112.jpg
Wie mir ja schon mehrfach - auch per PN, weil ja der thread gesperrt war - versichert wurde, ist diese Abweichung an der Hinterachse versus Vorderachse (das ist weniger als 1grad pro Umdrehung bzw ca 0,2%) bzgl Visco total vernachlässigbar.
Aber....vermutlich am Freitag versuche ich dann das ganze nochmal mit montierten 2 neuen Reifen (bisherige Ersatzräder) auf der Vorderachse - mal sehen, wie groß da dann die Abweichung ist. Anpeilen würde ich natürlich wieder die Idealbefüllung mit 3,0 und 3,3 bar.....wenn die Abweichung nicht zu groß wird dann damit.

lg
choice
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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von funkyphil »

Atlantik90 hat geschrieben: Di 9. Apr 2024, 13:26 Und das "nur ca. 30,6 U/min" bezieht sich relativ auf die Drehzahl der Kardanwelle.
In der Realität und nicht in der Rechnung sieht es noch etwas anders aus...
Hi, also die Ausführungen vom Herrn Peschke sind mir durchaus bekannt!
aber warum sollte das in der Realität anders aussehen, als in der Rechnung??

und was soll da relativ in Bezug auf die Kardanwelle sein?
da ist alles fix verschraubt - also sind das absolut 30 U/min und bleiben es auch...


der Andreas Kern von der Visco-Werkstatt ist vorsätzlich mit unterschiedlichen Reifenumfängen von Österreich nach Spanien und zurück gefahren um zu verdeutlichen, dass eine funktionierende Visco das verkraften kann. weil die halt eher im Winter aus konstruktiven Gründen stirbt, als beim eigentlichen Einsatz im Allradfahrzeug.
ist auch alles gut gegangen und die Visco war nachher noch top, aber seine Getriebe haben mir trotzdem leid getan.
das Problem ist, dass man die Verspannungen auf höherem Drehzahlniveau einfach nicht merkt. schon gar nicht, wenn man einem stärkeren Motor eingebaut hat.
beim einparken spürts ja eh jeder, der keine Servo hat…

LG Phil
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Atlantik90
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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von Atlantik90 »

Über den Schlupf der Räder baut sich ein Teil der Verspannungen ab. Und Schlupf ist bei einer rollenden Bewegung mit Kraftübertragung über Reibung immer vorhanden. Dieser Einfluss ist allerdings rechnerisch nicht so einfach zu erfassen wie bei einer Berechnung unter Vernachlässigung des Schlupfes.
Der Reifenschlupf ist abhängig von der übertragenen Kraft und vom Reibwert der Fahrbahn und zusätzlich vom Profilaufbau und Profiltiefe sowie auch Reifendruck.
Der Reifenschlupf setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, dem Gleitschlupf und dem Formänderungs- oder Deformationsschlupf. Der Formänderungsschlupf resultiert aus der unter Umfangslast umlaufenden, translatorischen Deformation des Reifens und Profils im Latschbereich,

Wenn man da etwas mehr wissen will kann man z.B. Kapitel 2.2 Kraftübertragung zwischen Reifen und Fahrbahn in
Metin Ersoy, Stefan Gies Hrsg.
Fahrwerkhandbuch Auflage 5, von 2017
ISBN 978-3-658-15467-7
Springer Vieweg
nachlesen.
Das sind dann ca. 20 Seiten.
Ich wünsche allen gute und störungsfreie Fahrt mit dem T3-Syncro.
Joachim
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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von choice »

aus der Diplomarbeit von Andreas Kern:

"Wenn Gehäuse und Hohlwelle und damit Außen- und Innenlamellen sich gleich schnell drehen und somit auch das sich zwischen den Lamellen befindende Silikonöl mit der gleichen Geschwindigkeit rotiert, ist das Silikonöl keinem viskosem Widerstand ausgesetzt. Daraus folgt, dass in diesem Zustand keine Reibung zwischen den einzelnen Lamellen und dadurch auch keine Reibungsverluste auftreten. Im praktischen Einsatz wird dieser Idealzustand nie erreicht, da bei einem Kraftfahrzeug während des Fahrbetriebes andauernd geringe Drehzahlunterschiede an den einzelnen Rädern (Reifenschlupf, Kurvenfahrten usw..) auftreten."


Gleiche Drehzahlen kommen also in der Praxis nie vor und sind daher auch nicht sinnvoll anzustreben (im Extremfall heisst das alle 50m stehen bleiben und Abrollumfänge mit Kreidestrichen kontrollieren, Luftdruck ändern und dann die nächsten 50m fahren). Leider wird aber auch nirgends genauer spezifiziert, was "geringe Drehzahlunterschiede" sind bzw ab wann sie kritisch werden. Das hängt von viel zu vielen Faktoren ab.
Darum wäre es besser, zu wissen, bis zu welcher Abweichung bei so einer Kreidemethode man jedenfalls auf der sicheren Seite ist. Also zb bei meinem Test mit 40m bzw ca 20 Radumdrehungen sind die gesehene Abweichung von knapp 15grad nach 20 Umdrehungen und damit kaum 0,2% wohl echt egal.
Aber ist 1% auch noch egal? Oder sind 3% noch jedenfalls tolerierbar? oder wirds doch ab 0,5% schon kritisch?

Und es macht wahrscheinlich auch einen Unterschied ob man den Drehzahlunterschied nur kurzfristig hat (zb bei Panne mit einem Ersatzrad grad zur Fahrt zum nächsten Reifenhändler) oder langfristig auf die nächsten 10.000km, weil man absichtlich (aber frühzeitig, wo die Abrollumfangunterschiede noch nicht hoch sind) im Zuge einer Reifenrotation tauscht....
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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von Atlantik90 »

Die Bachelorarbeit von Andreas Kern "Das Ende der Visco-Kupplung als Allradantriebskonzept" hat eine spezielle Zielrichtung. Es war darzustellen bzw. zu begründen, warum die Viskokupplung bei modernen Fahrzeugen mit diversen auch zwischenzeitlich vorgeschriebenen "Assistenzsystemen" nicht mehr "vernünftig" einsetzbar ist/war.
Er ist jedenfalls sehr deutlich qualifiziert die Viskokupplungen zu bearbeiten.
Ich wünsche allen gute und störungsfreie Fahrt mit dem T3-Syncro.
Joachim
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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von reidiekl »

Atlantik90 hat geschrieben: Do 11. Apr 2024, 10:56 Er ist jedenfalls sehr deutlich qualifiziert die Viskokupplungen zu bearbeiten.
Wie darf man diesen Satz verstehen?

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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von choice »

reidiekl hat geschrieben: Do 11. Apr 2024, 11:06
Atlantik90 hat geschrieben: Do 11. Apr 2024, 10:56 Er ist jedenfalls sehr deutlich qualifiziert die Viskokupplungen zu bearbeiten.
Wie darf man diesen Satz verstehen?

BG - Reinhard
Joachim meint wohl, dass A. Kern sich auskennt bei Visco-Kupplungen. In Theorie und Praxis. Meine wurde allerdings vor 12 bis 15 Jahren noch in Verantwortung des Vor-Vorbesitzers meines T3s in der Schweiz von Hürlimann serviciert/überarbeitet - beim Kern war meine noch nie.

However, wir kommen vom Thema ab.
@Joachim: siehe meinen Beitrag von gestern 17:38Uhr.....traust Du dir so eine Generalaussage "bis 1%", "bis 3%" oder "bis x%" ist es jedenfalls vernachlässigbar zu?
reidiekl
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Re: Reserverad beim T3 Syncro überhaupt sinnvoll?

Beitrag von reidiekl »

Danke, bezog sich auf A. Kern, jetzt ist's mir verständlich.
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